Methodenkoffer

Ideen und Anregungen für gutes Projektmanagement


User Story Mapping


  • Nötige Vorbereitung: Produktidee oder Produkt sind vorhanden; grundlegendes Wissen über User Stories oder bereits vorhandene User Stories z.B. im Backlog
  • Zeitaufwand: Je nach Umfang und Komplexität des Projektes
  • Benötigte Materialien: Moderationskarten oder Post-its, Stifte zum Beschriften von Moderationskarten, Platz zum Aufhängen oder Auslegen der Karten/Zettel
  • Anprechpartner*innen PMO: Corinna Müller & Annika Kreis

Beschreibung: Was ist Story Mapping ?

„Mit Story Maps kann man große Stories beim Erzählen in kleinere zerlegen.“

(Jeff Patton (2014): User Story Mapping)

Als User Story Mapping wird das gemeinsame Erarbeiten von Erzählungen zu und über User bezeichnet. So werden etwa entlang eines Tages eines Users alle für ein Produkt relevanten Aktivitäten des Users gesammelt und in einzelne User Stories zerlegt. Gerade in großen Teams oder der Zusammenarbeit mehrerer Teams fehlt oftmals ein geteiltes Verständnis über die Grundlage der gemeinsamen Arbeit. Sprechen hier wirklich alle über das Gleiche oder nehmen sie es nur an? Mit dem User Story Mapping werden dabei alle Ideen und Geschichten auf Zetteln oder Karteikarten festgehalten und auf einer gemeinsamen Arbeitsfläche arrangiert. Durch das gemeinsame Visualisieren und Verschieben der Karten werden nicht nur automatisch Prozesse erzeugt, auch geschieht hier Kommunikation, die beim Verschieben der Karten sogar ohne Worte auskommt. Das Visualisieren nicht nur durch Karten, sondern auch durch Bilder oder Journaling sorgt zudem dafür, dass Inhalte besser in Erinnerung bleiben.

Ziele und Nutzen von Story Mapping

Mit dem User Story Mapping soll zunächst ein geteiltes Verständnis über die Grundlage der gemeinsamen Arbeit erreicht werden. Mit der Methode lassen sich komplexe Stories durch das Erzählen in kleinere Einheiten zerlegen. So wird das große Ganze in den Blick genommen und anschließend in einzelne Arbeitspakete (Release Slices) zerlegt. Denn es ist nicht das Ziel, so viel und so umfassend wie möglich zu produzieren, sondern so wenig wie möglich. So ist die Frage danach zielführend, für welchen User welches entscheidende Feature produziert würde, wenn nur Zeit für die Entwicklung eines Features ist.

Konzentriert euch auf das, was ihr außerhalb des Systems erreichen wollt, um zu entscheiden, was im System enthalten sein muss.”

(Jeff Patton (2014): User Story Mapping)

Ziele zusammengefasst:

  • Kommunikation/Verständigung im Team über Grundlage der gemeinsamen Arbeit
  • Vor allem in großen Gruppen ein gemeinsames Verständnis herstellen
  • Große Stories in kleine Einheiten zerlegen
  • Abhängigkeiten und Lücken durch Visualisierung aufdecken (besonders bei Produkt Releases an denen mehrere Teams beteiligt sind)
  • Prozesse durch Visualisieren erkennen
  • inkrementelle Release Strategie entwickeln

Durchführung und Ablauf des Story Mappings

  • Idee umreißen: Was sind Ziele? Warum wird das Produkt entwickelt? Welche Vorteile ziehen Menschen daraus? Welche Probleme löst das Produkt?
  • User Typen: Wer sind Kund*innen bzw. User und wie nutzen diese das Produkt? Welche Kund*innen ziehen welche Vorteile aus dem Produkt?
  • Aktivitäten: Erzähle die Story deiner User. Wie sieht ein Tag im Leben deiner Users aus? Aus diesen Aktivitäten werden sich Cluster bilden lassen, sie bilden dem Erzählfluss folgend das Rückgrat (siehe nächster Abschnitt) der Map.
  • Große Aktivitäten in (Sub-)Task aufschlüsseln und vertikal unterhalb der Aktivitäten anbringen.
  • Lücken finden und füllen: “Was ist, wenn X schiefgeht? Was passiert dann?” Durch diese Frage lassen sich Lücken und Schwächen identifizieren. Auch kann es bereits helfen, wenn am Ende die gesamte Story noch einmal aus einer anderen Perspektive (z.B. anderer User) durchgegangen wird, um zu schauen, ob etwas vergessen wurde.
  • Priorisieren: Was wird unbedingt gebraucht für einen ersten Release? Was ist die eine Sache, die meine User unbedingt benötigen? Dabei werden jedoch nur die Tasks und Subtasks priorisiert, der Backbone bleibt unverändert. Wichtige Tasks werden weiter oben und optional weiter unten angebracht
  • Release Roadmap: Mit horizontalen Linien werden die priorisierten (Sub-)Tasks in Relase Slices aufgeteilt, denen jeweils ein Impact und ein Outcome zugeordnet wird. So können einzelne Teile der Story Map ins Backlog übernommen und innerhalb eines Sprints umgesetzt werden.

Aufbau einer Map

Der Backbone oder das Rückgrat der Map bildet die erste horizontale Ebene und enthält die wichtigsten Aktivitäten der User. Hier können den Aktivitäten auch ein oder mehrere User-Typen direkt zugeordnet werden. Der Backbone kann auch nochmals in mehrere Ebenen gegliedert sein. So kann etwa die oberste Ebene des Backbones die wichtigsten Aktivitäten der User enthalten und in der Ebene darunter werden Schritte, die zu dieser Aktivität gehören, aufgelistet. Unterhalb der einzelnen Schritte werden wiederum vertikal Details der Schritte aufgeführt - der sogenannte Body: 1 .

Die Zettel oder Karten des Bodies enthalten Tasks und Subtasks und werden anschließend in Release-Slices sortiert und durch vertikale Linien getrennt. Den Release-Slices können dann abschließend noch ein Release-Outcome zugeordnet werden, um somit durch die Map auch eine Release Roadmap abbilden zu können.

Tipps

  • Beziehe möglichst Personen mit verschiedenen Blickwinkeln ein z.B. auch aus anderen Abteilungen.
  • Wenn Karten oder Zettel genutzt werden: Gedanken sofort aufschreiben, sobald ein Gedanke gedacht wurde.
  • Geschichten erzählen und Bilder malen: Durch das direkte Festhalten und Visualisieren geht nichts verloren und wird direkt dokumentiert.
  • Erklärt euch gegenseitig eure Ideen, die ihr auf die Karten oder Zettel geschrieben habt.
  • Platziert die Notizen auf einer gemeinsam genutzten Arbeitsfläche, sodass sie alle sehen können und sie gemeinsam ergänzt und verschoben werden können.
  • Details und Möglichkeiten erforschen: Zu Beginn ist es wichtig sich zunächst auf die Breite und nicht die Tiefe der Story zu konzentrieren. Es ist erst einmal wichtig, dass man zum Ende der Story gelangt und sich nicht zu sehr in Details verliert.
  • Um die Map können auch Skizzen oder User Interfaces angebracht werden.
  • Die Erzählungen, die die Map enthält, sollten systemübergreifend sein und unterschiedliche User betreffen.
  • Es kann auch hilfreich sein, neben dem Projektteam auch Stakeholder zu beteiligen
  • Das User-Story Mapping kann in verschiedenen Projektphasen eingesetzt werden. Neben der Projektinitiierungsphase kann es auch hilfreich dabei sein, überfüllte und unstrukturierte Backlogs zu überarbeiten und zu fokussieren.
  • Halte deine map aktuell!

Weiterführende Informationen


  1. Beispielhafte Abbildungen von Story Maps finden sich beispielsweise im entsprechenden Blogeintrag von plan.io